NZZ – Hélé Béji gehört zu den massgebenden Intellektuellen Tunesiens. Als überzeugte Säkularistin stellt sie sich den religiösen Kräften entgegen, die seit der Revolution zunehmend den Ton angeben. Doch selbst nach dem Mord an Chokri Belaïd plädiert sie für den Dialog – und fordert, dass die Säkularisten den ersten Schritt tun.
Beat Stauffer
Tunis, Quartier Bab Menara. Die Tür des Altstadthauses öffnet sich, und der Besucher wird ins Empfangszimmer geleitet. Bücherregale bis unter die Decke, Stilmöbel, farbige Keramikkacheln an den Wänden, ein riesiger Tisch. Vom Salon aus geht der Blick in einen begrünten Innenhof. So lebt keine Revolutionärin. Alles atmet vielmehr Kultiviertheit, Stil, Tradition. Hélé Béji, die Nichte der zweiten Frau Bourguibas, Wassila Ben Ammar, gehört zum Kulturbürgertum der Stadt Tunis. Sie war – die erste – Professorin für französische Literatur an der Universität von Tunis, wurde wenige Tage nach der Machtergreifung Ben Alis entlassen und arbeitete während einiger Jahre auch für die Unesco in Paris. 1998 gründete sie das Collège International de Tunis und stellte ihr privates Wohnhaus für Kolloquien, für Begegnungen und Austausch unter Intellektuellen zur Verfügung. Vor allem aber wirkte Béji als Schriftstellerin: Sie schrieb zahlreiche Romane, verfasste aber auch Studien über die nachkoloniale Phase, über Fragen der kulturellen Identität, über die jüdische Kultur in Tunesien.
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