Bismillahi rahmani rahim
Bern/Amriswil, 2.4.2010
Von Gibril Muhammad Zwicker
Die grundlegende Frage, mit der ich mich im nachfolgenden Text befassen werde, lautet: „Weshalb fällt es vielen logisch denkenden Atheisten und teilweise auch Agnostikern so schwer, an einen Schöpfer zu glauben, welcher Ursprung allen Lebens und jedweder Existenz ist?“ Die Antwort auf diese Frage ist in der jüngeren Historie Europas und Nordamerikas zu suchen. Hierzu werde ich versuchen den Weg zum gegenwärtigen Weltbild von grossen Teilen der zivilisierten Welt vereinfacht in chronologisch aufeinander folgenden Schritten wiederzugeben.
Entfernung von der Perfektion
Wie der Islam heute, war auch das Christentum einst eine reine, monotheistische Religion. Nämlich die Religion der Gottergebenen und derer, die sich keine Götzen neben dem allmächtigen Gott nahmen. Das bedeutet auch, dass zu jener Zeit das Christentum, da vom Schöpfer selbst zur Religion der Menschen bestimmt, mit Seiner Schöpfung und allem darin übereinstimmte. Das logische Denken der Menschen jener Zeit sowie ihre daraus folgenden Erkenntnisse in der Schöpfung waren bestätigende Beweise dieser Perfektion. Nun setzte aber ein Prozess ein, welcher für das damalige Christentum verheerende Folgen haben sollte. Man begann die rein monotheistische und mit der Schöpfung übereinstimmende Religion des einzig wahren Gottes aus niederen Beweggründen, wie Reichtum und Macht, zu verändern. Eventuell mag in manchen Fällen auch blanke Unwissenheit der Auslöser gewesen sein. Jedenfalls hatten diese “Anpassungen“ wenn auch logische so doch unerwünschte Nebenwirkungen für jene, welche die Schriften nach eigenem Gutdünken zu aktualisieren suchten. Wenn etwas perfekt ist, führt jedwede Veränderung logischerweise zu nichts anderem als zu Makeln in dieser Sache. Somit wird eine Religion, welche in Übereinstimmung mit der Schöpfung steht und verändert wird, niemals mehr einem logisch geführten Vergleich mit ebendieser Schöpfung oder einer Analyse ihrer Stimmigkeit in sich selbst standhalten. Ihre Perfektion wurde unwiederbringlich zerstört.
Neue Erkenntnisse
In der letzten Hälfte des zweiten Jahrtausends nach christlicher Zeitrechnung fand eine exponentielle Entwicklung in den naturwissenschaftlichen Disziplinen statt. Man begann die Welt um uns herum systematisch anhand normierter Verfahren zu analysieren und diverse Abläufe und Fakten zu assoziieren. Schritt für Schritt wuchs das Verständnis für die logischen Zusammenhänge unserer Umwelt und unser selbst. Weitere Folgen dieser Entwicklung waren die Industrialisierung, die Automatisation, immer schnellere Transportmittel, gigantische Telekommunikationsnetzwerke und nicht zuletzt die Globalisierung. All die Erkenntnisse und ihre Anwendung hatten letzten Endes zu einer Lebensweise geführt, welche ohne die sie begleitende Technik gar nicht mehr vorstellbar wäre. Jene Erkenntnisse hatten aber nicht nur auf die Lebensumstände, sondern auch auf das Selbstbild des Menschen einen starken Einfluss. Da man je länger je mehr Möglichkeiten entwickelte, immer noch grössere Maschinen baute, noch schnellere Flugzeuge konstruierte, noch tödlichere Waffen herstellte, empfanden viele Menschen ihre Spezies als dermassen überlegen, dass sie sich von nichts und niemandem mehr abhängig fühlte. Dieses Phänomen lässt sich heute überdurchschnittlich bei grossen Industrienationen erkennen.
Unvereinbar
Vergleichen wir nun die beiden oben genannten Punkte, so erkennen wir relativ schnell, dass ein Zusammenbringen der beiden in eine Logik und eine Weltordnung unmöglich ist. Auf der einen Seite sehen wir die ursprünglich perfekte, vom allmächtigen Schöpfer gegebene Religion, welche sich selbstverständlich nahtlos in die Schöpfung einfügte, heute aber durch selbstsüchtige und unüberlegte Veränderungen nur noch in Trümmern existiert und auf der anderen Seite die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse, welche uns die Welt um uns herum in vielen Fällen schlüssig erklären und uns als Grundlage für unseren heutigen Lebensstandard dienen. Nun standen viele Menschen vor einer Entscheidung: Sollten sie nun der Religion ihrer Väter folgen, welche sich offensichtlich nicht mit den neu gewonnenen Erkenntnissen vereinbaren liess oder sollten sie diese als “Fabeln der Alten“ abtun und sich ganz und gar auf die Wissenschaft verlassen, welche ihnen ja immerhin das heutige, so moderne und auch so bequeme Leben erst ermöglichte. Viele von ihnen, welche wir heute gemeinhin als Atheisten kennen, entschieden sich für die zweite Möglichkeit. Denn aus ihrer Sicht war es schlüssiger, der Grundlage dessen zu folgen, was ihre Lebensumstände nachhaltig mitbestimmte, als einem Glauben, der erstens nicht im Sinne ihrer Wissenschaft nachweisbar war und zweitens, da in sich selbst unschlüssig, schon rein aus ihrem logischen Denken zu verwerfen war. Sie hatten sich einen neuen Gott genommen: die Wissenschaft.
Etablierung
Da aus oben beschriebener Ausgangssituation viele Wissenschaftler ihre Disziplin als das Höchste überhaupt einstuften und ihr auch eine gewisse Unfehlbarkeit andichteten, wurde selbstverständlich auch jenen Individuen, welche wissenschaftliche Institute hervorbrachten, dieses Verständnis sukzessiv eingeimpft. Und natürlich waren es auch jene “grossen Denker“ des Abendlandes, welche zukünftig Regierungen, Institutionen, lehrende Schriften und Medien prägten. Der Grundstein für das Volksverständnis einer unfehlbaren, analytischen Wissenschaft, welche als höchste Instanz überhaupt anzusehen sei, war gelegt. Dies zog sich über viele Dekaden hin, bis in die heutige Zeit, in der es so gut wie keine Verbindung mehr zwischen Religion und öffentlichem Leben gibt. Den Kindern wird schon in der Schule erklärt, dass der Mensch vom Affen abstamme und alles Leben sich per Zufall aus einer einzigen Zelle entwickelt habe, obwohl dies lediglich ein Dogma ist. (Darwins Spekulationen erreichten streng wissenschaftlich gesehen nicht mal die Stufe “Theorie“) Somit hatte die Anpassung der Religion in Kombination mit der Wissenschaft dafür gesorgt, dass eben diese veränderte Religion im Verständnis logisch denkender Menschen zu verwerfen sei.
Fazit
Es kann niemandem verübelt werden, der sagt, er könne das (moderne) Christentum nicht mit seiner gedanklichen Welt und dem Verständnis, welches er durch rationales Denken erlangt habe, in Einklang bringen. Jedoch sollte er nicht den Fehler begehen, nur weil “seine“ Religion diesem Vergleich nicht standhält, gleich alle Religionen in den gleichen Topf zu werfen. Im Gegensatz zum Christentum nämlich, verhielt sich die islamische Welt gegenüber der Wissenschaft stets aufgeschlossen und wissbegierig. Niemals wurde jemand aufgrund einer wissenschaftlich relevanten Aussage als Ketzer verurteilt und auf den Scheiterhaufen geworfen. Wie oft mussten sich grosse Geister vor einem Kirchenausschuss oder einem Inquisitionstribunal aufgrund korrekter wissenschaftlicher Erkenntnisse rechtfertigen, oder ihre Entdeckungen (oft sogar unter Folter) widerrufen, da diese nicht mit der kirchlichen Auslegung der Weltanschauung übereinstimmte? (Und sie dreht sich doch!) Somit kann ich nur jedem, der glaubt, eine Religion liesse sich grundsätzlich nicht mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen in Einklang bringen, raten: Befasst euch mit dem Islam. Stellt ihn auf die Probe und denkt darüber nach, denn dazu hat Gott euch euren Verstand gegeben. Der Islam muss im Gegensatz zu jeder anderen Religion auf diesem Planeten keinen Vergleich und keine Beweisführung fürchten, denn er ist die reine Religion Gottes, die einzig wahre Religion. Dies sind meine Worte und sollte etwas Krummes darin liegen, so kommt dies entweder von mir oder vom Satan und ich bitte Allah (s.w.t.) dafür um Vergebung. Sein ist alles, was im Himmel und was auf Erden ist und Er ist frei von allen Fehlern. Ich bezeuge, dass nichts und niemand das Recht hat, angebetet zu werden, ausser Allah und ich bezeuge, dass Muhammad sein Gesandter und Diener ist.