Nora Illi, Frauenbeauftragte des IZRS in Bern
Nora Illi, Frauenbeauftragte des IZRS in Bern

Der Religionskritiker Hugo Stamm erklärt, weshalb er gegen ein Schleierverbot ist: Nicht etwa, weil er Muslime und ihre Lebensweise als ‚guter Linker‘ respektieren will … nein: Weil er die Muslime „zivilisieren“ will. Hier nachlesen:

Tages Anzeiger – Im letzten Impulstext schrieb ein Kommentator zum Thema Islam und Burka: «Furcht herrscht». Furcht ist immer ein schlechtes Mittel, einem Problem zu begegnen. Natürlich finde ich es auch sehr bedenklich, dass Frauen eine Burka tragen – vor allem in der westlichen Welt. Wenn sich Menschen verstecken (müssen), ist die individuelle Freiheit in Gefahr. Und wer mich kennt und hier gelegentlich liest, der weiss, wie wichtig mir der Freiheitsgedanke ist. Es tut mir auch weh, wenn Mädchen ihre Haare mit einem Kopftuch bedecken (müssen).

Aber ein Verbot? Wann je hat ein Verbot viel gebracht? Und ein Verbot, das vielleicht 0,00001 Prozent der Bevölkerung betrifft? Das ist der Inbegriff der Furcht. Und reine Symbolpolitik. Die Gefahr besteht, dass wir all unsere Fremdenängste auf einen Fetzen Tuch konzentrieren. Und sie damit kultivieren.

Ein Verbot, das nichts bewirkt, zeugt auch von Fantasielosigkeit. So geben wir unsere Ohnmacht zu. Und dokumentieren in Verfassung und Gesetzen unsere Schwäche. Das muss die Islamisten und dogmatischen Muslime geradezu ermuntern, uns weiter zu demütigen.

Es wäre besser, auf die Kraft der Aufklärung zu bauen. Integrieren wir die eingewanderten Muslime. Zeigen wir ihnen die Chancen der individuellen Freiheit auf. Machen wir ihnen klar, dass Intoleranz eine Gesellschaft vergiftet. Dass eine Burka Menschen isoliert, vielleicht unglücklich macht, ihnen die Chancen zur Kommunikation nimmt. Gehen wir auf sie zu und leben wir ihnen vor, was individuelle Freiheit an Lebensqualität bringt.

Wenn wir radikale Muslime bei uns mit Verboten stigmatisieren, sehen sie sich in ihren Vorurteilen über die Dekadenz der westlichen Gesellschaft bestätigt. Damit radikalisieren wir sie und heizen den Konflikt an.

Die Zeit arbeitet für uns. Die muslimischen Frauen und Mädchen, die in westlichen Gesellschaften aufwachsen und unsere Schulen besuchen, adaptieren unbewusst einen Teil unserer Kultur und Lebenshaltung. Sie werden ihre Kinder automatisch offener erziehen. Und ein Grossteil der 2. Generation wird sich die Freiheit nehmen, Nicht-Muslime zu heiraten. Dann ist selbst die Frage nach dem Kopftuch vom Tisch.


Artikel Link: https://blog.tagesanzeiger.ch/hugostamm/blog/2013/10/01/wer-hat-angst-vor-der-burka/

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