Am letzten Januarwochenende versammelten sich rund 90 alte Bekannte und auch einige neue Gesichter zum Schura-Wochenende im schönen Berner Oberland. Erstmals wurde die Sitzung auch für Nicht-Aktivmitglieder geöffnet – entsprechend gross war das Interesse.
Von Janina R.
Nachdem bereits am Samstagvormittag die alljährliche Generalversammlung der Aktivmitglieder stattgefunden hatte, trudelten pünktlich zum Mittagessen auch die restlichen Teilnehmer ein, so dass das schön gelegene Gasthaus am Ende mit etwa 90 Leuten bis auf den letzten Platz besetzt war – erneut ein deutliches Zeichen dafür, dass unter den Muslimen in der Schweiz ein Bedürfnis nach gemeinschaftlichen Aktivitäten besteht, welchem zu entsprechen der Islamische Zentralrat als verbindlichen Auftrag versteht. Die Nachfrage war derart gross, dass leider nicht alle Anmeldungen berücksichtig werden konnten.
Als dann auch der Letzte satt und die gemütlichen Mehrbettzimmer bezogen waren, richtete Qaasim Illi einige einleitende Worte an die Anwesenden, wobei er sich ganz auf das zentrale Thema des Wochenendes «Die Wiederbelebung der Da’wa – und wohin mit all den Konvertiten?» konzentrierte. Es sei von essentieller Wichtigkeit, so Illi, dass die Muslime sich verstärkt an ihren im Islam so elementaren Gemeinschaftssinn erinnerten und dabei auch denjenigen, die Interesse für den Islam hegten oder gerade frisch konvertiert seien, offen begegnen und sie herzlich willkommen heissen. Das Interesse für eine neue Schwester oder einen neuen Bruder sollte jedoch nicht mit der Freude über die Konversion enden, sondern vielmehr beginnen, denn einem Neugeborenen gleich bedürfen viele gerade in dieser Zeit einer helfenden Hand, eines Gefährten, der sie auf ihrem neuen, nicht immer einfachen Weg unterstützt und ihnen mit Rat und Tat zur Seite steht.
Im Laufe des Nachmittags war es dann an den anwesenden Männern und Frauen, in ihren jeweiligen Workshops neue Ideen und Konzepte zu entwickeln, mit deren Hilfe man die neuen Geschwister effektiv begleiten kann und die – in shaa Allah – in den kommenden Monaten umgesetzt werden sollen. Die Workshops dienten aber auch zur Sensibilisierung der Teilnehmer gegenüber der Situation einer neu konvertierten Person und befassten sich mit generellen Aspekten des Verhaltens untereinander.
Dank der Kinderbetreuung war es den anwesenden Frauen und Männern möglich, beinahe ungestört den spannenden Vorträgen zu folgen. Dabei ging es den jeweiligen Referenten weniger um die verschiedenen Methoden der Dawa, als vielmehr darum, inwiefern jeder einzelne Muslim mit seinem Verhalten und seiner Persönlichkeit das Bild des Islam prägt. Statt zu warnen, zu mahnen, zu korrigieren und als Laien über theologische Themen endlos zu debattieren, sei es essentiell, sich die guten, täglich relevanten Verhaltensweisen des Propheten Muhammad (sas) zum Vorbild zu nehmen und zu eigen zu machen.
Mit einem zünftigen Raclette und vielen intensiven Gesprächen klang der Abend schliesslich aus und nachdem die Nachtruhe eingeläutet worden war, legte sich auch bald Stille über das Haus.
Der Sonntag begann früh, mit dem Adhan des Fajr-Gebets. Nach einem reichhaltigen Frühstück, das von Nutella über Müsli bis hin zum Rührei alles zu bieten hatte, was das Herz begehrt, versammelten sich die Teilnehmer noch zu einem letzten Vortrag in der heimeligen Gaststube.
Am Ende musste zwar zum Leidwesen der Kinder und doch auch einiger Erwachsener das geplante Schlitteln aufgrund des Wetters ausfallen, doch nichtsdestotrotz war es für alle ein intensives, fruchtbares und gelungenes Wochenende, an dem gelernt, gelacht, sich ausgetauscht und neue Bekanntschaften geknüpft wurden, welche uns – in shaa Allah – auch nachdem jeder für sich die Heimreise angetreten hat, erhalten bleiben.