Gottfried Locher
Gottfried Locher

Gottfried Locher, Präsident des Evangelischen Kirchenbundes sagt in einem Interview mit dem Tagesanzeiger, dass er für ein Verbot des islamischen Gesichtsschleiers eintrete. Locher machte in der Vergangenheit immer wieder von sich reden mit islamkritischen Aussagen.

(qi) Für Locher gehe es bei einem möglichen Niqâb-Verbot nicht um Kleidervorschriften und auch nicht um eine Einschränkung der Religionsfreiheit. Vielmehr sei die Frage, ob jemand seine Identität in der Öffentlichkeit preisgeben müsse oder nicht. «Ich plädiere ganz grundsätzlich dafür, Religion und Burka auseinanderzuhalten. Wir sprechen nicht von Kleidervorschriften, sondern von der Frage, ob man seine Identität preisgibt. Es geht immer um das Gesicht.»

Anschliessend erklärt der Chef der Schweizer Reformierten, dass der Gesichtsschleier gar keine theologische Grundlage im Islam habe. Er sei «sicher mehr Ausdruck einer Ideologie als einer Theologie». Schliesslich stehe davon nichts im Qur’an und neulich habe sich ein nicht namentlich genanntes «Mitglied des hohen geistlichen Rats der Al-Azhar-Universität in Kairo» auch dahingehend geäussert. «Zu meinen, die Gesichtsverschleierung gehöre zum Islam, scheint mir schlicht nicht angebracht.»

Dem Vorschlag des CVP-Präsidenten Gerhard Pfister, in der Verfassung einen Religionsartikel zu verankern, steht Locher eher skeptisch gegenüber. Ihm erscheint ein solcher Artikel derzeit zu abstrakt, er spricht von einer «Blackbox, in die man vieles hineinpacken kann».

Ein polarisierender Kirchenchef

Locher machte schon 2013 Schlagzeilen mit polarisierenden Aussagen gegen den Islam. Damals äusserte er im Interview mit der «Sonntagszeitung» vom 15. Dezember Verständnis für Ängste, die mit dem Islam im Zusammenhang stehen. Auf die Frage, ob Locher die Ängste der Bevölkerung in Bezug auf den Islam nachvollziehen könne, antwortete er mit «sehr sogar» und begründete dies mit seiner umfassenden Natur. «Der Islam hat ja nicht nur eine spirituelle Seite, sondern auch eine politische. Da teile ich die Ängste, die viele Leute haben», sagte der Präsident der SEK. «Der Islam hat nicht das gleiche Verständnis von Religionsfreiheit wie wir. Jenen politischen Islam möchte ich hier nicht. Die Schweiz basiert auf Werten, die massgeblich vom Christentum geprägt wurden.»

Nicht nur Muslimen fährt Locher gerne an den Karren. Im November 2014 wurde Kritik laut, weil er sein Buch, welches nicht ganz bescheiden seinen eignen Namen trägt, mit durchwegs unkonventionellen und vielleicht auch nicht unbedingt standesgemässen Parolen bewarb. So äusserte er die Ansicht, man müsse Prostituierten für ihre Dienste dankbar sein; schliesslich seien befriedigte Männer friedliche Männer. Dies trug ihm den Vorwurf des Sexismus ein.

Im März 2015 meinte Locher etwa, dass «der Islam keine Gleichberechtigung von Mann und Frau» kenne. «Dagegen wehre ich mich. Schon nur meinen beiden Töchtern zuliebe.» Ausserdem müssten Muslime sich für Gewalt, die im Namen des Islams verübt werde, kollektiv rechtfertigen. Deshalb sei es wichtig, dass Schweizer Muslime «klar sagen, dass Gewalt nicht akzeptabel ist», so Locher. «Wenn nötig, immer wieder neu.»

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