Bern, 27.1.2010

Sehr geehrter Herr Büchler

In einem Interview mit der Pendlerzeitung 20 Minuten vom 26.1.2010 bezeichneten Sie den Islamischen Zentralrat Schweiz (IZRS) als eine „sicherheitspolitische Gefahr für die Schweiz“ und weiter: „Es handelt sich um eine neue Bedrohung, die man so bisher nicht kannte.“

Zunächst einmal gehen wir davon aus, dass es sich bei dieser Aussage um Ihre private Meinung und nicht um die offizielle Position der sicherheitspolitischen Kommission des Nationalrats handelt.

Dennoch lassen wir solche Anschuldigungen nicht unbeantwortet auf uns beruhen. Der Islamische Zentralrat Schweiz (IZRS) ist keine undurchsichtige „Gruppe“, sondern ein eingetragener Verein im Sinne des schweizerischen Zivilgesetzbuches. Unsere Strukturen und Motive sind in den gültigen Statuten öffentlich einsehbar. Ihre diesbezügliche Wortwahl erstaunt und erscheint uns tendenziös.

Sie unterstellen dem IZRS mehrfach implizit, Unfriede zwischen Christen und Muslimen schüren zu wollen und bringen uns mit „Radikalisierung junger moderater Muslime“ in Verbindung. Wir fragen uns, wie Sie zu solchen Behauptungen kommen? Genau das Gegenteil ist richtig. Der IZRS hat sich u.a. die gegenseitige Verständigung muslimischer und nicht-muslimischer Bürgerinnen und Bürger zur Aufgabe gemacht. Denn ohne Verständnis des jeweils Anderen, verbleiben wir in der Phase des Nichtwahrnehmens und Nichtverstehens, was der Konstruktion von stereotypen und reduktiven Bildern den Weg ebnet. Auf solch einen Pfad haben Sie sich mit Ihren Aussagen nun begeben. Ohne mit uns je ein Gespräch geführt zu haben, bilden Sie sich bereits ein Urteil, das wohl auf eher wackligem Fundament basiert und fühlen sich sogleich berufen, dieses in die Öffentlichkeit zu tragen.

Der IZRS ist sich der von Islamophobie geprägten Stimmungslage in der Schweiz durchaus bewusst. Vor diesem Hintergrund erscheinen uns Ihre unbegründeten Aussagen besonders heikel. Sicherlich wäre es hilfreich, wenn Sie mit Begriffen, wie „extremistisch“ und „radikal“ etwas vorsichtiger und pointierter umgehen würden, denn diese Termini werden heute im allgemeinen Sprachgebrauch vorwiegend auf gewaltbereite Gruppierungen angewandt, was in unserem Fall definitv nicht zutrifft. Der IZRS als Verein begründet sich ja a priori durch das ZGB und anerkennt in aller Selbstverständlichkeit die schweizerische Rechtsordnung als massgeblicher Referenzrahmen, was jede Form von Gewalttätigkeit kategorisch ausschliesst.

Wenn Sie allerdings mit „radikal und extremistisch“ den normativ-islamischen Ansatz unserer Organisation meinen, dann empfehlen wir Ihnen – falls noch nicht geschehen – schnellstmöglich vergleichbare Strömungen im Judentum (orthodoxe) und Christentum (puritanische Freikirchen) unter „Beobachtung“ stellen zu lassen, um auch da die in der Bundesverfassung garantierte freie religiöse Kultushandlung stets unter Kontrolle zu behalten.

Auf Ihre Antwort sind wir gespannt. Der Islamische Zentralrat Schweiz (IZRS) verfügt über freundliche Repräsentanten, die noch keinem interessierten Politiker das Gespräch verweigert haben.

Für den Islamischen Zentralrat Schweiz (IZRS)

Abdel Azziz Qaasim Illi
Leiter PR und Information

Loading

Aktuellste Artikel