Gegen die Brutalität der herrschenden Militär-Junta, gegen die zögerliche Haltung von Politik und Medien und für die freiheitlichen Prinzipien des „Arabischen Frühlings“ – Am Samstag, 24.8.2013 wird in Zürich demonstriert.
Kommuniqué 21082013-0075
Der Islamische Zentralrat Schweiz (IZRS) ruft zusammen mit der Ligue des Musulmanes de Suisse (LMS) und der Vereinigung Islamische Jugend Schweiz (VIJS) für kommenden Samstag, 24.8.2013 zur nationalen Protestkundgebung in Zürich auf.
Der Islamische Zentralrat verurteilte bereits am 6.7.2013 den gewaltsamen Militärputsch in Ägypten und verlangte von Medien und Politik eine klare Haltung gegenüber der illegalen Machtanmassung durch die Generäle.
Spätestens seit die friedlichen Protestlager auf den beiden Plätzen „Rabi’a al-‚Adawiyya“ und dem „Nahda-Misr“ heute vor einer Woche mit nie dagewesener militärischer Brutalität zerschlagen wurden, steht fest, dass die Generäle losgelöst von jeder Menschlichkeit und den Prinzipien des „Arabischen Frühlings“ mit harter Hand ihre alte Herrschaft zu restaurieren gedenken.
Keine heuchlerische Doppelmoral
Die Schweizer Muslime sind schockiert, mit welchem Mass an offensichtlicher Brutalität der Übergangsprozess zu einer freiheitlichen Ordnung in Ägypten abgewürgt werden konnte, ohne dass in der Schweiz ein lauter Aufschrei der Empörung zu vernehmen wäre. Angesichts der je nach Angaben zwischen 1000 und 3000 getöteten friedlichen Demonstranten, der 36 kaltblütig ermordeten Gefangenen im Abu Zaabal Gefängnis, der anhaltenden Verhaftungswelle, der willkürlichen Medienzensur, der Verhängung des Ausnahmezustands und einer nächtlichen Ausgangssperre erwarten Schweizer Muslime vom EDA eine deutlichere Note, als die bereits ausgedrückte „Besorgnis“.
Die Medien sollen ihren Prinzipien gerecht werden und die Situation in Ägypten unparteiisch und vor allem losgelöst von ihrer kritischen Haltung gegenüber der Muslimbruderschaft als das benennen, was es tatsächlich ist: Ein blutiger Militärputsch mit nicht uneigennütziger Hilfe der autokratischen Regime Saudi-Arabiens und der Vereinigten Arabischen Emirate – ein gewalttätiger Versuch die Prinzipien des „Arabischen Frühlings“ durch eine restaurative Ordnung der altarabischen Folterstaaten zu ersetzen.
Deklaration der Prinzipien im Umgang mit dem Militär-Putsch
Die massenhafte Tötung und Verhaftung friedlicher Demonstranten kann kein Staat als innenpolitische Privatsache abtun. Der Islamische Zentralrat Schweiz (IZRS) bekennt sich zu folgenden Prinzipien im Umgang mit dem Militär-Putsch in Ägypten:
-Der herrschenden Militär-Junta kommt keine obrigkeitliche Legitimität zu. Legitim ist weiterhin die, durch das Volk gewählte, Präsidentschaft Dr. Muhammad Mursis.
-Legitime Veränderungen der Herrschaftsverhältnisse können nur auf dem verfassungsmässigen Weg der freien Wahlen stattfinden.
-Die Tötung friedlicher Demonstranten durch die Polizei, ihre Schlägertruppen oder die Armee sind als schwere Verbrechen zu einem späteren Zeitpunkt durch eine unabhängige ägyptische Justiz zu ahnden.
-Der Westen verfügt zweifelsfrei über den nötigen Einfluss, um die herrschende Militär-Junta unzweideutig in die Schranken zu weisen und damit einer möglichen Komplizenschaft bei der Niederschlagung des freiheitlichen post-revolutionären Systems deutlich zu entsagen.
Daraus ergehen bis zur Wiederherstellung einer legitimen, freiheitlichen Ordnung in Ägypten folgende Empfehlungen an die schweizerische Öffentlichkeit:
-Der Bund soll den diplomatischen Druck auf Kairo erhöhen, dafür sorgen, dass laufende Rechtshilfegesuche wie z.B. in der Causa der Mubarak-Potentatengelder sistiert und alle nicht zwingend notwendigen Kooperationsprojekte z.B. im Rahmen des DEZA ohne weitere Verzögerung eingefroren werden.
-Der Bund soll inständig auf Gewaltverzicht durch die Sicherheitskräfte beharren und die Freilassung aller politischen Gefangenen einfordern.
-Die Medien sollen ihren Prinzipien auch dann treu bleiben, wenn sie wie auch immer geartete Vorbehalte gegen die derzeit schwer unterdrückte Muslimbruderschaft zu haben pflegen. Jeder Versuch die durch die Militär-Junta verübten Verbrechen zu relativieren, ist auch eine Relativierung der Menschenrechte.
-Die Konsumenten sind angehalten nicht nur aus Sicherheitsüberlegungen auf Ferienreisen nach Ägypten zu verzichten, sondern damit ein klares Zeichen zu setzen, dass man nicht bereit ist, an einem Strand zu baden, hinter dem Menschen ihrem Willen zur Freiheit wegen getötet werden.
Anmerkung zur Zerstörung von Gotteshäusern (Kirchen und Moscheen):
Der Islam verbietet das Zerstören von Gotteshäusern, unabhängig ob es sich dabei um Kirchen, Synagogen oder Moscheen handelt. Wer auch immer Kirchen in Ägypten anzündet, kann sich dabei nicht auf den Islam berufen. Der IZRS verurteilt diese Akte als unislamisch:
„Die Erlaubnis, (sich zu verteidigen,) ist denen gegeben, die bekämpft werden, weil ihnen Unrecht geschah – und Allah hat wahrlich die Macht, ihnen zu helfen -, (39) „jenen, die schuldlos aus ihren Häusern vertrieben wurden, nur weil sie sagten: „“Unser Herr ist Allah.““ Und wenn Allah nicht die einen Menschen durch die anderen zurückgehalten hätte, so wären gewiss Klausen, Kirchen, Synagogen und Moscheen, in denen der Name Allahs des Öfteren genannt wird, niedergerissen worden. Und Allah wird gewiss dem zum Sieg verhelfen, der für Seinen Sieg eintritt. Allah ist wahrlich Allmächtig, Erhaben.“ Koran, 22,39-40.
Daten zur Kundgebung:
Besammlung am Samstag, 24.8.2013 um 14:30 Uhr auf dem Turbinenplatz in Zürich. Die Kundgebung ist bei der Stadt Zürich angemeldet. Der IZRS Sicherheitsdienst wird vor Ort für Ruhe und Ordnung sorgen.
Offizieller Flyer hier als [PDF] herunterladen.
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