Bern, 16.01.2011

(qi) Mitten im Abstimmungskampf um die Anti-Minarett-Initiative tourte ein israelischer Hassprediger durch die Schweiz und machte in übelster Art und Weise auf Veranstaltungen der Gruppe PRO-ISRAEL unter Mitwirkung der EDU Stimmung gegen den Islam, die Muslime und ihre Minarette. Wie heute aus der Sonntagspresse zu vernehmen war, hat ihn ein Berner Untersuchungsrichter offenbar bereits vergangenen Sommer zu einer bedingten Geldstrafe von 20 Tagessätzen à CH 50.- sowie CHF 300.- Busse verurteilt. Das Urteil konnte offenbar via Bundesamt für Justiz noch nicht nach Israel spediert werden.

Der jüdische Israeli, Avi Lipkin, ist kein unbekannter in evangelikalen Kreisen. Seit Anfang der 90er Jahre motiviert er mit seinen semantisch leicht zugänglichen Referaten vorwiegend in den USA die evangelikalen Massen. Seine Hauptmotive haben sich in den Jahren nur graduell geändert. Nebst den obligaten pro-israelischen Floskeln, attackiert er vor allem Muslime sowie liberale Juden und Christen. Am 12.10.2009 trat er mit dem durchaus zum Kontext passenden Titel auf: «Glaubensfreiheit oder islamische Herrschaft – wie bedroht sind Christen und Juden?»

In der knappen Stunde, holte er zu einem etwas wirr anmutenden Rundumschlag gegen den Islam, sowie gegen die seiner Ansicht in der Sache viel zu naive Haltung vieler jüdischer und christlicher Schweizer aus. Bei der Minarettfrage gehe es weder um Toleranz noch um ein paar Türme. Die Frage sei eine essentielle. Werden die Schweizer auch in Zukunft noch das Kreuz auf der Fahne tragen oder müssen sie die «türkische Flagge» übernehmen? Er jedenfalls sei stolz, Gottes Krieg auch in die Schweiz tragen zu dürfen.

Nach mahnenden Worten gegen den u.a. von Präsident Obama befürworteten EU Beitritt der Türkei, setzte Lipkin zur eschatologischen Einordnung des Islams an. Wie schon in früheren Vorträgen übernahm der Islam dabei die Rolle des endzeitlich Bösen, Allah sei nicht zu vergleichen mit dem Gott der Christen und Juden, er sei der leibhaftige «Satan» selbst. Diverse wackelig übersetzte Zitate aus dem Qur’an und den Hadithen rundeten das Bild einer auf Vernichtung von Juden, Christen und überhaupt aller Menschen ausgerichteten Religion ab. Nein, nicht Religion, so korrigierte er sich selbst, der Islam sei höchstens eine «Psychose» und darin gleiche er dem «Nationalsozialismus» und «Kommunismus».

Der Vortrag endet mit einer deutlichen Warnung vor imminenten Kämpfen zwischen der zivilisierten Welt und dem Islam. Als einzige Möglichkeit, wie der imminenten Bedrohung Herr zu werden sei, sah der Redner den Islam als ganzes zu verbieten.

Berner Muslime erstatteten Strafanzeige gegen Lipkin

Auf die Präsenz des streitbaren Israelis aufmerksam gemacht, wohnte der öffentlich zugänglichen Veranstaltung im christlichen Zentrum Thalgut in Wichtrach bei Bern eine Gruppe Muslime bei. Schockiert vom Ausmass des verbreiteten Hasses erstatten sie am kommenden Tage Strafanzeige in Bern. Unter den Anzeigeerstattern waren auch Naim Cherni, der heutige Generalsekretär des Islamischen Zentralrates und Qaasim Illi, dessen Pressesprecher.

 

Quelle: NZZ am Sonntag, 16. Januar 2011/IZRS Archiv.

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