Das Freiburger Kantonsparlament hat für die Volksschule in erster Lesung ein Niqab-Verbot erlassen. Im Rahmen der Totalrevision des Schulgesetzes wurden Anträge von SVP und FDP behandelt. IZRS-Präsident Nicolas Blancho reagiert mit Unverständnis.
(qi) Der fribourgische Grosse Rat will die Schülerinnen und Schüler des Kantons verpflichten, den Unterricht mit unbedecktem Gesicht zu besuchen, also ohne Niqab oder sonstigen Gesichtsschleier. Ein entsprechender Antrag der FDP wurde mit 49 zu 41 Stimmen angenommen. Ein von SVP-Mann Gilles Schorderet eingebrachter Antrag, der darauf abzielte das Kopftuch zu verbieten oder in SVP-Sprache ausgedrückt, Schüler zu verpflichten mit „nacktem Kopf“ die Schule zu besuchen, wurde abgelehnt.
Die beiden Anträge behandelte das freiburgische Kantonsparlament im Rahmen der ersten Lesung der Totalrevision des Schulgesetzes. Bevor es in Rechtskraft erwächst, muss es noch die zweite Lesung bestehen, was jedoch als sicher gilt.
Zentralrat hat kein Verständnis für das Niqab-Verbot
Damit dürfte Freiburg als erster Kanton der Schweiz ein Niqab-Verbot im Schulgesetz einführen. Weshalb ausgerechnet die FDP ein entsprechendes Verbot verlangt, ist fragwürdig. Schliesslich gibt es gemäss IZRS-Generalsekretariat keinen einzigen Fall in der Schweiz, wo ein Mädchen mit Gesichtsschleier zur Schule gegangen wäre.
Nicolas Blancho, Präsident des Islamischen Zentralrates, äusserte heute in Mekka Unverständnis für den Antrag der FDP: «Es ist unschön, dass die FDP sich nun die offenbar erfolgsgekrönte anti-islamische Politik der SVP zu Eigen macht und mit solch sinnlosen Vorstössen die Stimmung gegen Muslime weiter anheizt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass in der Schweiz ein Mädchen je auf die Idee gekommen wäre, mit einem Gesichtsschleier in die Schule zu gehen. Sowas kennen gibt es ja auch in der islamischen Welt praktisch gar nicht. Es ist ein weiteres rein symbolisches Gesetz gegen die Muslime.»
Quelle: 20 Minutes, Les élèves interdites de burqa, mais pas de voile, 19.02.2014.