Bern, 25.04.2010
(ni) Vor sieben Jahren montierte das Islamische Zentrum in Frauenfeld auf ein Lüftungsrohr einen Halbmond. Dieser ist Ulrich Schlür nun ein Dorn im Auge. Für ihn ist das Lüftungsrohr eindeutig ein Minarett. Der SVP-Nationalrat argumentiert damit, dass es keine Rolle spiele, wie hoch und dick der Turm und aus welchem Material er gefertigt sei. „Das Zeichen des Minaretts ist der Halbmond.“, so Schlür.
Aus Sicht des Vorstehers des Hochbauamts, Urs Müller, gibt es kein Minarett in Frauenfeld. Für ihn ist dies ein kommunes Lüftungsrohr – verziert mit einem zehn Zentimeter grossen Halbmond. Bis anhin hatte diese Verzierung auch niemanden gestört.
Doch weil die SVP die Minarette als Politikum entdeckt hat, reichte der SVP Gemeinderat, Robert Zahnd, einen Vorstoss ein. Der Stadtrat erklärte, dass für den Abluftkanal eine Baubewilligung vorliege. Doch Zahnd hackte nach und wollte wissen, ob der Halbmond auch bewilligt sei. „Sonst könnten alle ihre Dächer verschönern und gestalten, wie sie wollen.“, meint Robert Zahnd.
In einer erneuten Antwort des Stadtrats, stellt dieser klar, dass für den Halbmond keine Bewilligung benötigt wird. Anderswo würden Kaminabdeckungen auch individuell gestaltet. Einen Freipass für Dachverzierungen könne daraus allerdings nicht abgeleitet werden.
Der SVP-Gemeinderat will nicht nochmals nachhacken. Für ihn ist die Sache erledigt. Vieleicht auch weil die Islamische Gemeinschaft ohnehin bald in einen Neubau umzieht. Aber auch dies stösst auf Widerstand, obwohl am Neubau kein Abluftrohr angebracht ist.
Quelle: Das Frauenfelder «Minarett» bleibt, Baslerzeitung Online, 24.04.2010.