Schwer zu beschreiben: Das besondere Ramadan-Feeling
Schwer zu beschreiben: Das besondere Ramadan-Feeling

In ihrem Gastbeitrag beschreibt die konvertierte Schwester Léna, wie sie ihren dritten Ramadan in der Schweiz erlebt. Die Rede ist von besinnlichen Momenten aber auch ihre Enttäuschung über einen Mangel an adäquaten gemeinschaftlichen Anlässen kann nicht überhört werden.

Von Léna

Im Namen ALLAHs, des Allerbarmers und des Barmherzigen. Alles Lob gebührt dem Herrn der Welten und aller Geschöpfe.

Meinen ersten Ramadan habe ich gerade mal zwei Monate nach meinem Glaubensbekenntnis gefastet. Davor konnte ich mir nicht vorstellen, einen Monat lang den ganzen Tag auf Essen und Trinken zu verzichten. Wenn man noch nie gefastet hat, dann scheint es schon sehr schwierig zu sein. Zuerst hatte ich befürchtet, dass ich tagsüber starken Hunger und Durst empfinden und es nicht schaffen würde, aber es klappt wunderbar. Ich faste nun den dritten Ramadan, Alhamdulillah.

Die spirituellen und leiblichen Vorzüge des Monats Ramadan kann jeder Muslim, der fastet, erfahren und erleben. Er kann sich reinigen und erneuern, die Gemeinschaft durch gemeinsames Fastenbrechen stärken sowie Arme und Bedürftige speisen. In islamischen Ländern entsteht dadurch eine ganz besondere Atmosphäre. Auf den Strassen, in den Häusern und in Moscheen wird es besinnlich ruhig und gesellig im Gedenken an ALLAH und Seine grenzenlose Barmherzigkeit.

In der Schweiz organisieren Muslime Veranstaltungen und Treffen in Moscheen und Zuhause, um das Fastenbrechen gemeinsam zu begehen. Nach 18 Stunden Fasten ist dies der Höhepunkt des Tages, die Nacht ist jedoch kurz und am Morgen ruft die Arbeit, Schule oder Studium. Die Umwelt nimmt keine Rücksicht auf den Fastenden. Für viele Muslime in der Schweiz ist das Fasten deshalb beschwerlich und wird als belastend empfunden. Ich treffe auch Muslime an, die das Fasten unterlassen und sich nicht dazu verpflichtet fühlen, obwohl sie fasten können. Das ist sehr schade.

Als Konvertierte hat man meist keine Familie, mit der man Ramadan fasten kann. Ganz im Gegenteil: Sie versuchen die Fastenden sogar zum Essen zu animieren und respektieren nur mit Mühe, dass man konsequent bleibt. Meine ersten zwei Ramadane habe ich deshalb alleine gefastet. Während dem Iftar merke ich, dass mir die Gesellschaft und die Atmosphäre sehr fehlen. Das Reisen zu einem öffentlichen Iftar ist oft aus zeitlicher Knappheit oder wegen der Distanz nicht möglich, zudem reise ich nachts nicht gerne alleine mit dem öffentlichen Verkehr. Auch gibt es nur selten Nachbarn, um sie einzuladen oder eingeladen zu werden. Ich sehe mir dann Bilder von öffentlichen Iftars an und versuche die wundervolle Stimmung im Ramadan für einen Augenblick einzufangen.

Eine Idee wäre zum Beispiel an Iftar-Anlässen Übernachtungsplätze anzubieten oder Wochenendlager zu organisieren, damit auch Geschwister ohne gute Anschlussmöglichkeit die familiäre Wärme im Iftar und Sahur erleben können. Besonders im Ramadan ist es sehr wichtig und eine gute Chance, sie zu integrieren. Auch Muslime, die nicht praktizieren, sollen die Bedeutung von Ramadan wieder kennenlernen und dazu motiviert werden, ihre Religion zu leben.

Hiermit wünsche ich allen Schwestern und allen Brüdern noch einen erfolgreichen Ramadan und ein gesegnetes Eid-ul-Fitr, freudenvolle und besinnliche Momente mit Familie und Freunden! Möge ALLAH unser Fasten annehmen und uns Vergebung schenken, unsere Ummah stärken und vereinen! Amin.

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