ÖVP-Integrationsminister Sebastian Kurz würde gerne im Islamgesetz eine einheitliche deutsche Qur’an-Übersetzung für Österreich verankern. Damit sollten unterschiedliche Interpretationen vermieden werden. «Offizielle Stelle» dafür soll die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich sein. Das Kultusministerium winkt ab.
(qi/heute.at) «Wir werden da mit Nachdruck dahinter sein», sagte Kurz gegenüber Ö1. Er würde eine entsprechende Bestimmung gerne in der Neufassung des Islamgesetzes verankert sehen. «Es gibt unzählige Übersetzungen, unzählige Interpretationen». Doch zum einen habe «es sich die Mehrheitsbevölkerung verdient zu wissen, was der Glaubensinhalt ist», andererseits sei es auch im Interesse der Glaubensgemeinschaft, dass nicht «viele Worte falsch interpretiert und wiedergegeben werden».
Hintergrund der Forderung ist die politische Debatte um die Überarbeitung des Islamgesetzes. Neu sollen auch Glaubensinhalte im Gesetz abgebildet werden. Der Islam wird in Österreich als Körperschaft des öffentlichen Rechts seit 1912 anerkannt. Repräsentiert wird die anerkannte Religionsgemeinschaft durch die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ). Die Politik mischt bei der Diskussion um Glaubensinhalte im neuen Islamgesetz allerdings kräftig mit.
IGGiÖ Sprecherin Carla Amina Baghajati ist nicht begeistert von Kurz‘ Vorschlag, eine «richtige» Qur’an-Übersetzung zu finden. Es handle sich um ein sehr komplexes Thema, nicht zuletzt aus linguistischen Gründen: Im Arabischen hätten Wörter oft ein grosses Bedeutungsspektrum, was einer allgemeingültige Übersetzung widerspreche.
Grüne finden Qur’an-Idee «skurril»
Die Grüne werfen der Regierung vor, Radikalisierungstendenzen hilflos gegenüber zu stehen. Das Ansinnen von Integrationsminister Kurz, eine einheitliche Qur’an-Übersetzung vorzuschreiben, nannte die Grüne Alev Korun als «skurril». Sie findet es «grenzenlos naiv», anzunehmen, «dass Hetzer zuerst in einem Gesetz nachschauen, bevor sie ihre menschenverachtende Propaganda starten».
Kultusministerium winkt ab
Das Kultusministerium erteilt dem Ansinnen Kurz‘ eine Absage. Dies sei aufgrund der verschiedenen Strömungen nicht möglich, hiess es am Montag aus dem Büro des zuständigen Ministers Josef Ostermayer (SPÖ).
Dennoch wolle man die Glaubensinhalte im neuen Islamgesetz darstellen, was aber ohnehin bereits im Entwurf zum Islamgesetz verankert sei. Dies sei bei der Erstfassung von 1912 noch nicht der Fall gewesen. Im Entwurf wird die «Darstellung der Lehre einschliesslich eines Textes der wesentliche Glaubensquellen, der den Inhalt in deutscher Sprache wiedergibt (…)» als Voraussetzung angeführt.
Quelle: Heute.at. Einheitskoran: Absage an Sebastian Kurz, 21.09.2014.