An einer bekannten katholischen Schule in Belgien wurde muslimischen Schülerinnen untersagt, lange Röcke zu tragen. Die Schule bestätigt den Sachverhalt, will sich auf Anfrage jedoch gar nicht mehr als «katholisch» verstanden wissen. Man sei nun dem «Humanismus» verpflichtet.
(ni) In der katholischen «Ursulinen Mechelen» Schule sind der Hijab sowie «religiöse Symbole» bereits verboten. Nun wurde zusätzlich noch das Tragen von langen Röcken untersagt. Die Schülerinnen werden genau überwacht und sollten sie sich den Auflagen wiedersetzen nach Hause geschickt, wie die «Organisation für interkulturellen Austausch» (KifKif) berichtet.
Mehrere Schüler hatten sich an die Organisation gewandt, da sie sich diskriminiert fühlen. Das Verbot richte sich, so der Vorwurf, gezielt gegen die muslimischen Schülerinnen.
«Lange Röcke gehören in die Moschee»
«Das Kopftuch tragen wir schon länger nur noch in unserer Freizeit», berichtet eine betroffene Schülerin. Vor den Frühlingsferien habe sie erfahren, dass zum Schulbeginn die Kleidungsvorschriften an der Sekundarschule, an welcher keine Schuluniform getragen wird, angepasst würden. Sie habe es nicht glauben wollen. Doch kaum in der Schule wurde sie ins Rektorat bestellt und als sie sich weigerte, einen kürzeren Rock anzuziehen, wurde sie von der Schule dispensiert.
Eine andere muslimische Schülerin berichtet, dass kurz vor den Ferien der Mathematik-Lehrer zu ihr sagte: «Solche Kleidung gehört nicht in die Schule, sondern in die Moschee».
«Dem Humanismus verpflichtet»
In der Pressemitteilung der «Ursulinen Mechelen» Schule wird von «falschen Informationen» gesprochen und auf die Schulregeln hingewiesen, an welche sich alle zu halten hätten. Dort steht allerdings nichts von einem Verbot langer Kleidung. Lediglich wurde kürzlich die Passage hinzugefügt, dass die Kleidung die Bewegungsfreiheit nicht einschränken dürfe, so dass Schüler nicht stolpern können.
Der Vorstand der Schule bestätigt, dass dazu auch lange Röcke zählen. Auf die Frage, wie sich dies mit katholischen Werten vereinbaren lasse, verwies er darauf, dass der Name einzig noch auf den historischen Ursprung der Schule hinweisen, sie sich heute aber als dem «Humanismus» verpflichtete Bildungsanstalt verstünden.
Gilt die Schulordnung für alle?
Obwohl in der Pressemitteilung darauf hingewiesen wird, dass die Schulordnung für alle gelte, scheint dies in der Praxis nicht umgesetzt zu werden. So berichtet ein Schüler, dass ein Lehrer ein Piercing trage, welches laut Schulregeln auch verboten sei.
Bildungsministerin Hilde Crevits erklärt auf Anfrage, dass es für Privatschulen keine Vorschriften gebe, bezüglich den Schulordnungen. Jedoch sollten sie nicht auf eine bestimmte Bevölkerungsgruppe ausgerichtet sein und haben für alle zu gelten. Andernfalls könne eine Beschwerde beim Bildungsministerium eingereicht werden. Dies sei aber bis anhin nicht geschehen.
Hijab-Verbot an öffentlichen Schulen vorerst abgelehnt
In Belgien leben mehr als 600’000 Muslime, die meisten von ihnen in Antwerpen. Seit 2012 gilt im Nachbarland Frankreichs ein Niqab-Verbot, welches jedoch nicht konsequent umgesetzt wird. Ein generelles Verbot des Hijabs an öffentlichen Schulen wurde vom Parlament verworfen. Rechte Parteien planen jedoch einen neuen Vorstoss.
Quelle: DeMorgen, School in Mechelen verbiedt lange rokken of jurken, 31.03.2015.