In Österreich lehnte das Rote Kreuz erstmals Blut von muslimischen Spendern mit Verweis auf ihre Herkunft ab. Vereinigungen von Menschen mit muslimischem Religionsbekenntnis beziehungsweise muslimischer oder türkischer Herkunftsgeschichte würden aus medizinischen Gründen prinzipiell nicht für Blutspenden-Aktionen infrage kommen.
(qi) Es war die Nachricht der Stunde. Muslimisches Blut würde vom Roten Kreuz in Österreich prinzipiell nicht mehr akzeptiert. Unter Muslimen herrschte Empörung seit eine von der «Islamischen Religionsgemeinde Linz» (IRG) initiierte Blutspende-Aktion vom Roten Kreuz abgelehnt wurde. Die Begründung: Menschen muslimischer oder türkischer Herkunft kämen dafür aus medizinischen Gründen nicht infrage. Betroffen sind nun offenbar auch andere muslimische Vereine in Oberösterreich.
Gemäss einem Kommuniqué der IRG vom Dienstag habe eine Ärztin die Ablehnung damit gerechtfertigt, dass Vereinigungen von Menschen mit muslimischem Religionsbekenntnis beziehungsweise muslimischer oder türkischer Herkunftsgeschichte aus medizinischen Gründen prinzipiell nicht für Blutspenden-Aktionen infrage kämen.
Die IRG reagierte scharf auf die Ablehnung. In der Vergangenheit habe es immer wieder Blutspende-Aktionen muslimischer Vereine gegeben. Zudem seien längst nicht alle Muslime ausländischer Herkunft.
«Dass viele der Österreicherinnen und Österreicher mit muslimischem Religionsbekenntnis nicht nur in Österreich geboren, aufgewachsen und hier seit der Geburt ständig in das heimische Gesundheitssystem eingebunden sind, scheint unbedeutend zu sein», moniert die Religionsgemeinde. Dabei spreche sich das Rote Kreuz auf seiner Homepage selbst dafür aus, die «gesellschaftliche Teilhabe von Migranten zu sichern und den Respekt für Vielfalt zu wahren».
Vermehrt Hepatitis B in muslimischem und türkischem Blut?
Der ärztliche Leiter der Blutzentrale Linz, Christian Gabriel, bestätigt den Sachverhalt auf Anfrage der APA. «Wer eine Blutspende abgeben darf, ist rein medizinisch fundiert – ungeachtet der Hautfarbe oder der Religion». Allerdings sei man verpflichtet, die Blutprodukte gemäss des entsprechenden Sicherheitsgesetzes aufzubereiten. Es sei eine Tatsache, dass in Südosteuropa Hepatitis-B-Antikörper häufig seien. «Unsere Zurückhaltung bei Anfragen von Kulturvereinen, die diesen Regionen entstammen», resultiere allein daraus.
Ob auch das für die Schweiz zuständige SRK eine ähnliche diskriminierende Spenderbeschränkung kennt, konnte auf Anfrage nicht direkt beantwortet werden. Der Islamische Zentralrat Schweiz (IZRS) klärt dies jedoch derzeit ab.
Alles ein Missverständnis?
Nach Empörung muslimischer Verbände hat sich am Mittwoch der Vize-Generalsekretär des Roten Kreuzes Michael Opriesnig entschuldigt. Die Leiterin der Wiener Blutspende-Zentrale, Eva Menichetti, erklärte, dass man an einer bundesweit einheitlichen Regelung im Umgang mit derartigen Fällen arbeite. Jeder, der in Hepatitis-B-Zonen geboren oder aufgewachsen sei, sei vom Blutspenden ausgeschlossen, erklärte Menichetti. Wenn Angehörige der zweiten Generation nicht akzeptiert worden seien, sei das «ein Missverständnis».
Die Zulassung zum Blutspenden habe nichts mit Religion oder einem Kulturkreis zu tun, sondern mit dem Herkunftsgebiet. Beispielsweise seien auch in Malariagebieten aufgewachsene Personen zeitlebens ausgeschlossen, ebenso jeder, der länger als sechs Monate in Grossbritannien gelebt habe. Dies wegen der dort stärker verbreiteten Rinderseuche BSE.
Quelle: Nachrichten.at, Muslime verärgert: Blutspenden wurden abgelehnt, 12.02.2014 und Rotes Kreuz: „Kein Blut von „TürkInnen“ und Muslimen“ und Kurier, Abweisung beim Blutspenden: Rotes Kreuz entschuldigt sich, 12.02.2014.