Tagblatt – Im Restaurant Burghof entsteht ein islamisches Kulturlokal. Der neugegründete Verein Paradies Moschee schafft Raum fürs gemeinsame Beten und Spielen. Zwei der vier bestehenden Kegelbahnen werden zur Moschee umgenutzt.
JEANETTE HERZOG
Von aussen scheint es, als sei beim «Burghof» an der Paradiesstrasse alles beim Alten. Sogar die frühere Menukarte hängt noch im Schaukasten. Doch Féchy, Merlot und Schützengarten-Bier wird im «Burghof» bald nicht mehr ausgeschenkt. Auch die Pizza Prosciutto und das Schweinssteak gibt es nicht mehr. Die Quartierbeiz wird künftig als islamisches Kulturlokal genutzt, Alkohol und Schweinefleisch sind also tabu. Der neugegründete Verein Paradies Moschee hat das Restaurant im Erdgeschoss und die Kegelbahnen im Untergeschoss gemietet. 2015 will der Verein das ganze Haus kaufen, ein provisorischer Vertrag ist laut Besitzer Bruno Bianchi bereits unterzeichnet.
Zweiter Anlauf im «Burghof»
«Im April oder Mai werden wir das Restaurant wieder eröffnen», sagt Vereinspräsident Refet Jonuzi. Der 35-Jährige hat den «Burghof» bereits vor drei Jahren für kurze Zeit geführt. Damals klappte es aus privaten Gründen nicht. Nun nimmt er gemeinsam mit dem Verein einen erneuten Anlauf. Er will den Betrieb als Pizzeria führen, deren Ofen auch für Gäste mit kleinem Budget etwas hergibt. Gerade im Untergeschoss muss bis zur geplanten Eröffnung im April oder Mai aber noch einiges getan werden. «Zwei der vier Kegelbahnen bauen wir zum Gebetsraum um», sagt Jonuzi. Die Fachleute unter den 70 Vereinsmitgliedern steigen jeweils nach Feierabend in die Überhosen, um die Sanierung voranzutreiben. Da ein Wasserschaden die Arbeiten aber verzögert, haben sie einen Teppich auf den zwei anderen Kegelbahnen ausgelegt. Nun beten die Vereinsmitglieder zwischen Rücklauf und Anzeigetafel.
Refet Jonuzi macht das nichts aus. Er hat sich früher im Computerraum der Kegelbahn zum Gebet niedergekniet. «Das Restaurant mit Kegelbahn wurde für mich damals zu einer zweiten Heimat», sagt er. Auch nachdem er den «Burghof» wieder schliessen musste, traf er sich regelmässig mit Kollegen zum Kegeln, Billardspielen oder «Töggele». In dieser Zeit sei die Idee eines Kulturlokals entstanden, in dem das Spielen und Beten vereint werden könnte.
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