Die ständigen Konflikte mit sich selbst und der Gesellschaft sind vermutlich die Ursache, weshalb Homosexuelle häufiger als Heterosexuelle Suizidversuche unternehmen.
(ni) Die Schweiz hat im weltweiten Vergleich mit über 1300 Suiziden pro Jahr eine der höchsten Selbstmordraten, die in den letzten Jahren zudem noch weiter angestiegen ist. Laut Studien wählen Männer häufiger den Freitod als Frauen. Analysen zeigen, dass einem Suizid meist eine mehrjährige Depression vorausgeht.
Homosexuelle besonders gefärdet
Eine neue Studie, welche im Fachblatt «Journal of Psychiatric Research» erschienen ist, zeigt, dass die meisten Suizidversuche vor dem 20. Altersjahr verübt werden. In einer Analyse der Studie der Universität Zürich, zeigt sich, dass Homosexualität als besondere Risikogruppe für Suizid auffällt: Jeder fünfte Homosexuelle hat bereits einmal versucht, sich das Leben zu nehmen.
Homosexuelle leiden statistisch gesehen ebenfalls häufig an Depressionen, deren Ursache offenbar in der Auseinandersetzung mit der eigenen Identität zu suchen ist. Während sie sich stets um Anerkennung in der Gesellschaft bemühen, deren Normen sie aufgrund ihrer widernatürlichen sexuellen Orientierung nicht entsprechen können, fechten sie gleichzeitig auch einen Kampf mit sich selbst aus.
Dies bestätigt Michael Häusermann von Dialogai: «Sich selbst als Homosexuellen zu akzeptieren, erzeugt eine enorme Spannung, die im Moment des «Coming Out» verstärkt wird: Die Angst zu missfallen und von seinen Nächsten abgelehnt zu werden, können jemanden zum Suizid verleiten».
Diese verschiedenen Konfliktpunkte, einerseits mit der Gesellschaft und andererseits mit sich selbst, führen zu einer enormen Spannung. Da ständig gegen die Norm angekämpft werden muss, nimmt diese Konfliktsituation auch kein Ende.
Risiko bleibt auch später
Gemäss der Studie bleibt das Suizidrisiko bei Homosexuellen und Bisexuellen höheren Alters genauso hoch. Dies zeigt, dass der Konflikt mit sich selbst und den gesellschaftlichen Normen nicht nur um den Zeitpunkt des Coming Outs besteht, sondern ein Leben lang andauert.
Die Schweiz gilt als Pionierin in Europa, indem sie sich bereits Anfang des Jahrs 2000 mit dieser Thematik beschäftigt hat und nun erste Studienergebnisse vorweisen kann.
Quelle: Tagesanzeiger, Junge Schwule sind häufiger suizidgefärdet, 22.02.2013.