Fragwürdige Machenschaften bei der Kapo Aargau
Fragwürdige Machenschaften bei der Kapo Aargau

Die Terror-Angst geht auch in der Schweiz um. Kantonspolizisten schnüffeln vermehrt im Privatleben junger Muslime herum. In mindestens einem Fall lief die Sache ganz aus dem Ruder: Eine junge Schweizer Konvertitin sollte mit fragwürdigen Methoden auf den ‚richtigen Weg‘ gebracht werden.

(qi) Die Reportage von Naim Cherni zeigt ein neues Phänomen vor allem im Kanton Aargau auf: Kantonspolizisten beobachten junge Muslime etwa auf sozialen Medien und laden sie sporadisch zu sogenannten «Präventionsgesprächen» auf die Wache ein. Dabei zeigt sich, dass die verantwortlichen Beamten nicht nur mit grosser Naivität und teils peinlichen bis stupiden Fragen die Betroffenen vor den Kopf stossen, sondern der Fall einer jungen Schweizer Konvertitin wirft auch die Frage auf, ob die Polizisten nicht gar ihre Kompetenzen überschreiten, indem sie anstatt präventiv abzuklären gleich selbst proaktiv ideologisch in die Entfaltung der jungen Frau eingreifen. Oder wie sonst lässt es sich deuten, wenn die Polizei in aufdringlicher Weise versucht, einen in eine religiöse Gruppierung zu integrieren?

Auch in anderen Kantonen wird beobachtet

Dem IZRS sind weitere Fälle aus anderen Kantonen bekannt, in denen unbescholtene Bürger einzig ihres religiösen Bekenntnisses wegen zu polizeilichen «Präventionsgesprächen» eingeladen wurden. Die Häufigkeit sowie die Aggressivität im Kanton Aargau sind jedoch bemerkenswert. Der Islamische Zentralrat rät Betroffenen, der Polizei bei einem einzigen Gespräch freundlich Auskunft über ihre selbstverständliche Friedfertigkeit zu erteilen, gleichzeitig aber klarzustellen, dass es nur schwer nachvollziehbar sei, wenn man als unbescholtener Bürger einzig seiner Religion wegen eine Vorladung bei der Polizei kriege. Im Übrigen rät der Zentralrat den Betroffenen, ihre Fälle beim Generalsekretariat zu melden.

Vorgehen naiv bis kontraproduktiv

Der Islamische Zentralrat anerkennt, dass in gewissen Fällen ein professionelles Gespräch mit Direktbetroffenen klärend wirken mag. Die in der Reportage aufgedeckten Fälle zeugen jedoch eher von Oberflächlichkeit und Willkür bei der Auswahl Betroffener zu «Präventionsgesprächen». Ein solches Vorgehen wirkt auf junge unbescholtene Menschen verstörend und bestätigt einzig, dass man als Muslim heute per se unter Generalverdacht steht. Der Zentralrat verlangt, dass solche Gespräche auf Fälle beschränkt werden, wo ein dringender Verdacht auf eine bevorstehende Straftat besteht und auch dann nur unter Beiziehung eines adäquat geschulten Experten etwa des Nachrichtendienstes des Bundes. Dass Kantonspolizisten Muslime auf den ‚richtigen Weg‘ einladen, ist unter keinen Umständen akzeptabel.

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