(ni) Auf dem Friedhof Rosenberg der Stadt Winterthur können Muslime ab Mitte 2011 ihre Verstorbenen in Gräbern mit Ausrichtung nach Mekka beisetzen. Der Kredit von 1,5 Millionen Franken für die Friedhofserweiterung wurde bereits im August beantragt. (Winterthur soll nun doch einen muslimischen Friedhof erhalten)

Der Gemeinderat hat diesen erforderlichen Kredit nun mit 47 zu 0 Stimmen genehmigt. Einzig die CVP und SD enthielten sich der Stimmabgabe.

Platz für etwa 400 Bestattungen

Die Friedhofserweiterung soll Platz für rund 400 Reihengräber und etwa 50 Kindergräber bieten. Ausserdem sollen noch 20 bis 30 Familiengräber geschaffen werden. Die Grabstätten sollen so angelegt werden, dass die Verstorbenen auf der rechten Seite liegend mit dem Gesicht Richtung Mekka bestattet werden können.
Eine ewige Grabesruhe ist aus rechtlichen Gründen nicht möglich. Bei den Reihengräbern sieht die Stadt eine Ruhefrist von 25 Jahren vor. Zudem sind Bestattungen ohne Sarg unzulässig.

«Das Vorhaben sei ein Zeichen der Toleranz»

Bis auf die CVP und die SD befürworteten alle Parteien das Projekt. In der Debatte betonte Lilian Banholzer (EVP), dass das Vorhaben ein wichtiges Zeichen der Toleranz sei. Felix Helg (FDP) sprach von einem ausgewogenen Projekt. So greife man die Anliegen der muslimischen Mitbewohner auf, erwarte von ihnen aber dort Kompromisse, wo unsere Rechtsordnung keine Ausnahmen erlaube. Auch Marc Wäckerlin (Piratenpartei) plädierte für die Zustimmung, bezeichnete aber die Abgrenzung der Gräber nach Glaubensrichtung als unschön. Ergänzend äusserte er einen Gedanken von undogmatischer Logik: «Man könnte auch alle Gräber nach Mekka ausrichten. Den Muslimen ist es ein Anliegen, und die Christen würde es nicht stören.»
Einzig die SD und CVP folgten nicht den Plädoyers. Matthias Baumberger (CVP) bedauerte, dass eine offene Gesellschaft nicht auf Unterschiede bei der Bestattung verzichten könne. Er kündigte an, dass sich die CVP-Fraktion der Stimme enthalten werde.

Erste Begräbnisse ab Mitte 2011

Schliesslich wurde der Kredit mit 47 zu 0 angenommen, die CVP und der SD-Vertreter enthielten sich der Stimme. Die Vorlage untersteht dem fakultativen Referendum.
Die muslimischen Grabfelder sollen frühestens Mitte 2011 fertig sein.
Somit stellt Winterthur nach Zürich, Bern und Luzern als vierte Schweizer Grossstadt ein Grabfeld für Muslime zur Verfügung. In Winterthur leben heute rund 12 000 Muslime, das entspricht 12 Prozent der Bevölkerung.

Quelle: NZZ, Winterthur richtet Grabfeld für Muslime ein, 09. 11. 2010

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