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Bärendienst für den interreligiösen Dialog: Schweizer Bischöfe für „Burka-Verbot“?
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16.05.2010

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Bärendienst für den interreligiösen Dialog: Schweizer Bischöfe für „Burka-Verbot“?

Bern, 16.05.2010

(qi) Die „Burka-Frage“ ist bekannt dafür, dass sich die politischen- und religiösen Lager nicht mehr a priori einer bestimmten Haltung zuordnen lassen. Während sich weite Teile der SVP klar gegen staatlich verordnete Kleidervorschriften aussprechen, sind es ausgerechnet die liberalen FDPler um Nationalrat Philipp Müller, die ein weiteres Sondergesetz gegen Muslime fordern.

Gegen das Minarett-Verbot sprachen sich die Schweizer Bischöfe noch deutlich aus. Erwin Tanner ist Sekretär der Arbeitsgruppe „Islam“ bei der Schweizerischen Bischofskonferenz. Er äusserte sich gegenüber dem „Sonntag“ erstmals über die Haltung der katholischen Kleriker in Bezug auf den islamischen Gesichtsschleier: «Eine Totalverhüllung der Frau ist aus christlicher Sicht abzulehnen», denn dies komme einer «Nichtbeachtung der Frau im öffentlichen Bereich» gleich – «und damit einer Eliminierung einer Komponente der Menschheit», so der Sekretär der Arbeitsgruppe «Islam», die 2001 eigentlich mit dem Ziel gegründet wurde, den islamisch-christlichen Dialog zu fördern.

Fundamentalistische Argumentation

Tanner gab an, dass ihm auf einer Reise durch den Libanon und Syrien „von allen“ religiösen Würdenträger bestätigt worden sei, dass der Gesichtsschleier nicht aus der islamischen Tradition abgeleitet werden könne. Insbesondere habe man behauptet, weder der Qur’an noch die Sunna (Prophetentradition) lasse einen solchen Schluss zu. Dass diese Behauptung nicht haltbar ist, zeigt ein kurzer Überblick über die klassischen Werke der vier Rechtsschulen. Die Mehrheitsmeinung innerhalb der islamischen Theologie hat sich in der Frage bis heute gehalten. So sieht Yusuf al Qaradawi den Gesichtsschleier zwar nicht als obligatorische(fard), dennoch aber als erlaubte – sprich durch die Sunna begründbare – Kultushandlung. Noch weiter geht der ägyptische Grossmufti, Ali Gooma, der immer wieder betont, dass der Niqab unter fast allen Gelehrten (ahl al-‘ilm) als eigentliche Pflicht (waajib) betrachtet wurde und wird. Die unter Islamwissenschaftlern beliebte Meinung, wonach der Gesichtsschleier eine osmanische Erfindung sei, lehnen alle Gelehrten mit Verweis auf die Sunna und die frühmittelalterliche Jurisprudenz ab.

In einer von der SDA verbreiteten Meldung präzisiert Tanner mittlerweile, dass die Bischöfe das Thema “Burka” intern noch nicht zu Ende diskutiert hätten.

Quelle: SCHWEIZER BISCHÖFE FÜR BURKA-VERBOT, in: Sonntag-Online, 16.05.2010.


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