(qi) Der prominente Berner Islamwissenschaftler Reinhard Schulze trat heute in der DRS Sendung „Tagesgespräch“ zum Thema „Burka-Verbot“ auf. Auf die Frage, ob er schon einmal eine Frau in Burka gesehen habe, zählte er andächtig europäische Staaten auf, in denen er noch nie einer Burka-Trägerin über den Weg geschritten sei – die Schweiz war freilich mit dabei. In der Tat ist davon auszugehen, dass in der helvetischen Republik keine einzige Burka-Trägerin lebt. Wenn, dann trifft man auf die arabische Version des Gesichtsschleiers, den Niqab, den nebst einigen Ausnahmen vor allem Touristinnen und Teile des Botschaftspersonals aus dem arabischen Golf tragen.
Schulze bezeichnet die aktuelle Debatte aus diesem Grund als eine „Auseinandersetzung um nichts“. Vielmehr suchten europäische Gesellschaften ihre Identität in der negativen Abgrenzung zum Islam. Es sei offenbar schwer für die Europäer, ihre Identität positiv zu definieren.
Auf die Frage angesprochen, wer denn an der aktuell überhitzen Debatte die Schuld trage, meinte Schulze vor allem die Medien, welche nur auf Skandalgeschichten aus seien und Berichte bis zur Unkenntlichkeit verkürzten. Der Islam werde so nur noch als „Skandalon“ in der Öffentlichkeit wahrgenommen: Minarette, Zentralrat und nun die Burka.
Weil diese „Auseinandersetzung um nichts“ letztlich nicht zu einer Meinungsbildung über Islam in der Öffentlichkeit führen werde, dürfte gemäss Schulze im Anschluss an die mögliche Durchsetzung eines Gesichtsschleier-Verbots die Kopftuchfrage sicherlich nochmals eine Rolle spielen: „Dürfen Frauen im öffentlichen Raum ein Glaubensbekenntnis übers Kopftuch ablegen?“
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