Leserbrief zum Artikel „Zu viel Platz für Unsinn“ in NZZ, 27.04.2010

Bern, 28.4.2010

„Eiferer“, „skurrile Figuren“ mit „abstrusen Ideen“ nennt uns Rainer Stadler und moniert das mediale Aufsehen im Zusammenhang mit dem jungen Islamischen Zentralrat. Verdient hätten wir diese Bühne freilich nicht, denn wie einleitend klar gestellt wird, resultiere dabei nicht mehr als „Wortlärm“. Der Autor tut sich scheinbar schwer mit Neuem. Neu ist nämlich, dass die Muslime in der Schweiz aus der Minarettdebatte gelernt haben, dass sie die  Definitionshoheit, was denn Islam sei und welche Handlungen Bestandteil des Kultus sind, selbst zu erlangen haben. Neu ist auch, dass sich Muslime im Rahmen einer gemeinschaftsorientierten Basisvereinigung organisieren. Zudem blieb uns der Autor die Erklärung schuldig, was denn unsere Ideen als skurril qualifiziert. Meint er damit etwa den oben beschriebenen Paradigmawechsel hin zur Selbstdefinition? Oder meint er unsere Vehemenz, wenn es um die Verteidigung der Kultusfreiheit geht? Natürlich hat Herr Stadler Recht, wenn er den aktuellen Medienzirkus als „kontraproduktiv“ beschreibt. Unserem Anliegen und dem öffentlichen Anspruch auf adäquate Information wäre sicherlich besser gedient, würde man sich mit unseren angeblich so „skurrilen Ideen“ einmal vertiefter auseinandersetzen, anstatt ewig nur unserem Äusselichen nachzueifern und einen Mythos um unsere Person aufzubauen. Die Tatsche, dass sich unter unseren mittlerweile über 1000 Mitgliedern auch Ärzte, Lehrerinnen, Juristen und andere Akademiker befinden, müsste darüber hinaus das Bild der kleinen „Islam-Fan-Gruppe“ zunehmend in Frage stellen und spricht dafür, dass wir auch in Zukunft eine Rolle innerhalb des Islamdiskurses einnehmen werden. Dies zu anerkennen, bereitet offenbar einigen Leuten Kopfzerbrechen.

Abdel Azziz Qaasim Illi
Leiter PR und Information (IZRS)

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