Bern, 19.07.2012

Kommuniqué 19072012-0058

Der Islamische Zentralrat Schweiz (IZRS) nimmt mit Verwunderung Kenntnis vom Beschneidungsmoratorium des Zürcher Kinderspitals. Es ist völlig unklar, weshalb die Zürcher Klink aufgrund eines ausländischen, zudem höchst umstrittenen Urteils zu solch vorauseilender Tat schreitet. Nicolas Blancho, Präsident des Islamischen Zentralrates, sprach heute von „einem unnötigen und überstürzten Entscheid, der in muslimischen Kreisen für grosse Nervosität und Verunsicherung sorgt.“ Das voreilige Handeln einer bedeutenden Instiution wie des Zürcher Kinderspitals heizt diese unnötige Disskussion um die Vorhaut der Muslime und Juden zusätzlich an.

Die Beschneidung ist nicht verhandelbar

Der Islamische Zentralrat verurteilt jeden Versuch, die Religionsfreiheit der Muslime in der Schweiz weiter einzuschränken. Die Beschneidung beim Mann ist für Muslime anders als der Bau von Minaretten keine Option, sondern normativer Grundbestandteil des religiösen Lebens. Muslime wie auch die Juden führen die Praxis der Vorhautentfernung auf den Patriarchen Abraham zurück. Ein Verbot der Beschneidung männlicher Muslimen wäre vergleichbar mit dem Verbot der Kindstaufe bei den Katholiken und wäre aufgrund seiner zentralen Stellung in unserem kulturell-religiösen Kontext kaum umsetzbar. Alle Versuche in diese Richtung werden von Muslimen als Angriff auf die Präsenz des Islams in der Schweiz selbst interpretiert. Der Islamische Zentralrat fordert, dass die Politik sich klar und unmissverständlich zur Religionsfreiheit in der Schweiz bekennt und sich klar gegen jeden auch subtilen diskurisven Versuch weitere Einschränkungen zu legitimieren wehrt.

Auswirkungen unbekannt

Unklar bleibt, ob das Moratorium des Zürcher Kinderspitals überhaupt grössere Auswirkungen hat. Die meisten muslimischen Eltern beschneiden ihre Kinder bei muslimischen Ärzten, die natürlich auch nach dem Entscheid der Kinderklinik weiterpraktizieren. Der Islamische Zentralrat vermittelt die entsprechenden Kontakte seit Jahren und gedenkt dies auch in Zukunft zu tun.

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