Kommuniqué 29102011-0042
Bern, 29.10.2011
Muslimische Organisationen haben heute unter dem Patronat des Islamischen Zentralrates Schweiz (IZRS) erstmals zu einer Grosskundgebung gegen Islamophobie und Rassismus in der Schweiz aufgerufen. Ziel ist es, der Öffentlichkeit aufzuzeigen, wie Muslime und vor allem Musliminnen in der Schweiz unter zunehmender Diskriminierung leiden. Das Minarett-Verbot in der Bundesverfassung ist dabei nur die allgemein sichtbare Spitze des Eisbergs.
Diskriminerung erreicht alarmierende Höchststände
Der Islamischen Zentralrat behandelte 2010 acht Fälle, bei denen es zu Auseinandersetzungen zwischen Arbeitgebern und muslimischen Arbeitnehmern kam, weil entweder das Tragen eines Kopftuches auf Ablehnung stiess oder weil der Arbeitgeber aus Prinzip keine Gebete – nicht einmal in den gesetzlichen Pausen – tolerieren wollte. 2011 sind es bereits deren 13 mit steigender Tendenz. Die jüngst veröffentlichten Fälle (Sonntagszeitung, 23.10.2011) sowe die länger bekannten Probleme bei Migros, Coop, Yendi und Fielmann sind wiederum nur eine Auswahl.
Auf dem Wohnungsmarkt haben es Muslime immer schwerer. Auch hier mindern Namen wie Muhammad oder Ahmed bzw. ein Kopftuch die Chancen auf die Wunschwohnung. Der Islamische Zentralrat berät Betroffene nach Kräften, kann jedoch in vielen Fällen nicht mehr tun, als zu Geduld oder allenfalls zum Umzug in urbanere Gegenden zu raten, da in den wenigsten Fällen eine juristische Handhabe vorliegt.
Verbale Angriffe sind Alltag
Deutlich am stärksten macht sich die Ablehnung der Muslime jedoch auf der offenen Strasse bemerkbar. Kaum eine Kopftuchträgerin musste nicht schon harsche verbale Attacken von Unbekannten verdauen. In Einzelfällen kommt es auch zu tätlichen Angriffen.
Islamischer Zentralrat setzt auf Sensibiliserung und die Justiz
Der Islamische Zentralrat sammelt seit diesem Jahr Islamophobie-Fälle systematisch. Noch ist es jedoch zu früh, um eine statistische Aussage über den Verlauf des Phänomens zu machen. Einzig die Tendenz, zumal die Alltagserfahrungen und die Häufung der Hinweise von Seiten der Betroffenen, deutet auf eine starke Zunahme der Fälle hin.
Unser Anliegen ist es, die Öffentlichkeit für das drückende Unrecht gegenüber der muslimischen Minderheit in der Schweiz zu sensibilisieren, Politiker und Institutionen wach zu rütteln. Wir fordern ein glaubwürdiges Massnahmenpaket von Seiten des Bundes zur Bekämpfung der Islamophobie und begnügen uns nicht mehr länger mit leeren Worthülsen.