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300 Personen demonstrieren in Bern für besseren Schutz religiöser Gefühle
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22.09.2012

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300 Personen demonstrieren in Bern für besseren Schutz religiöser Gefühle

Kommuniqué 22092012-0061

Bern, 22.09.2012

Rund 300 Personen demonstrieren friedlich trotz schlechter Witterung auf dem Berner Helvetiaplatz für einen besseren Schutz religiöser Gefühle. Der Islamische Zentralrat Schweiz (IZRS) sowie vier weitere islamische Organisationen haben kurzfristig zur Kundgebung unter dem Motto „Für unseren Propheten Muhammad (SAS) und den Schutz religiöser Gefühle“ geladen.

Primär geht es den Veranstaltern nicht um einen weiteren Protest gegen den islamophoben Hass-Film aus den USA, sondern um die Forderung eines besseren Schutzes religiöser Gefühle in der Schweiz. Es kann nicht sein, dass einzelnen islamophoben Provokateuren gestattet wird, das wertvolle Gut der Meinungsäusserungsfreiheit dahingehend zu missbrauchen, dass 1.5 Milliarden Muslime weltweit systematisch in ihrer Identität herabgewürdigt werden. Solches Verhalten kommt einer Verweigerung der Menschenwürde gleich, was natürlicherweise entsprechend hasserfüllte Reaktionen provoziert.

Wie beim Rassismus zielt auch der Angriff auf die religiöse Identität direkt auf die Menschenwürde der Betroffenen ab. Muslime aller Couleur identifizieren sich meist stärker mit dem Propheten Muhammad (SAS), als z.B. mit ethnischen oder rassischen Elementen. Jede Verunglimpfung des Propheten wird daher als Angriff auf die eigene Identität verstanden.

Die Veranstalter möchten die Gesellschaft für die Notwendigkeit eines besseren Schutzes religiöser Gefühle sensibilisieren. Die hohe Zahl der Kirchenaustritte sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass religiöse Gefühle weiterhin vielen Menschen schützenswert erscheinen. Auch nicht-religiöse Mitmenschen müssen anerkennen, dass die Menschenwürde der Religiösen genauso einen gesetzlichen Schutz verdient, wie die Rasse oder Ethnie.

Nora Illi, Frauenbeauftragte des IZRS erinnerte daran, dass die bestehenden gesetzlichen Normen, insb. Art 261bis und 261 StGB nicht ausreichen, einen potentiellen Schweizer Provokateur effektiv zu stoppen, bevor sich die Inhalte seiner Provokation weltweit verbreiten und Schweizer Interessen im In- und Ausland gefährden. Die Veranstalter fordern einen umfassenderen Schutz religiöser Gefühle, der z.B. auch die jüdisch-christlichen Propheten vor Verunglimpfung bewahren soll.

Kritik an die Adresse Washingtons und Paris

IZRS Präsident Nicolas Blancho sieht die US-Regierung in der alleinigen Verantwortung für die ausser Kontrolle geratenen Proteste in der islamischen Welt. Die einzige vernünftige Handlung wäre ein Verbot des Trailers gewesen. Die Berufung auf die Meinungsäusserungsfreiheit erscheint widersinnig, denn auch in den USA gilt, dass jede Freiheit dort ihre Grenzen hat, wo andere in ihrer Menschenwürde verletzt werden. Um die Wut der Muslime richtig einordnen zu können, darf man die jüngste Provokation nicht vom Weltgeschehen des vergangenen Jahrzehnts entkoppeln. Muslime sind es leid, im Namen der Freiheit unterdrückt, erniedrigt und getötet zu werden. (Siehe Rede im Wortlaut.)

Paris hat sein paradoxes Verständnis von Meinungsäusserungsfreiheit vergangene Woche deutlich gemacht, als sie die erneute Provokation von Charlie Hebdo zuliess, die für heute angekündigte Demonstration dagegen aber unter Strafandrohung verbot. Dass unter solchen Bedingungen das Konzept der an sich hochzuschätzenden Meinungsäusserungsfreiheit ausgehöhlt und eher als Waffe im Kampf der Werte verstanden wird, ist einsichtig.

–> Ansprache von Nicolas Blancho, Präsident IZRS [PDF]


SCHLÜSSELWÖRTER

Islamophobie

Muhammad

Religiöse Gefühle


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