Der Islamische Zentralrat nimmt mit Genugtuung zur Kenntnis, dass der Bundesrat den muslimischen Migranten gute Noten ausstellt. Nun fordert er jedoch eine umfangreiche Strategie gegen die zunehmende Islamophobie.
Kommuniqué 08052013-0068
Der Islamische Zentralrat Schweiz (IZRS) begrüsst die Bemühungen des Bundesrates, im Rahmen des «Berichts über die Situation der Muslime in der Schweiz» dem Bedürfnis nach Informationen der Schweizer Öffentlichkeit entgegenzukommen. Informationen von Seiten der Landesregierung können dazu beitragen, die weit verbreitete Angst in der Schweizer Bevölkerung abzubauen.
Der Befund des BR wiederspiegelt in vielen Bereichen die praktischen Erfahrungen des Islamischen Zentralrates. Insbesondere gilt dies für die Frage, ob Muslime in der Schweiz gut integriert seien. Es bleibt zu ergänzen, dass die Verknüpfung von Islam- und Migrationsdiskurs an sich problematisch ist. Korrekter wäre die Anwendung der Kategorie des «Migranten», um den Integrationserfolg von Individuen zu untersuchen und nicht die des «Muslims». Schliesslich bedarf es auch keiner Untersuchung, ob Christen oder Mitglieder anderer Religionen speziell gut integriert seien.
Massnahmen gegen Islamophobie gefordert
Wie erwartet macht der Bericht deutlich, dass Muslime in der Schweiz bestens integriert sind. Dennoch werden sie immer häufiger gesellschaftlich diskriminiert. Häufigste Opfer sind die Frauen, die aufgrund ihrer freien Wahl, den Hijab (Kopftuch) zu tragen, auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt systematisch benachteiligt werden – teilweise auch auf der Strasse verbal angefeindet.
Stereotype Vorstellungen gehen davon aus, dass das Kopftuch einen Zwang gegen Frauen symbolisiere oder ein Anzeichen von Rückständigkeit sei. Solche und weitere Vorstellungen, insb. auch die Gleichsetzung von kulturellen Bräuchen mit islamischen Normen (Beschneidung der Frau, Ehrenmord usw.) müssen in der öffentlichen Debatte immer wieder richtiggestellt werden.
Der Islamische Zentralrat fordert den BR auf, entschiedener gegen die weitere Ausbreitung der Islamophobie zur Tat zu schreiten. Dazu sind umfangreiche Projekte nötig, die inhaltlich auf die Dekonstruktion negativer Stereotypen abzielen.
Es muss im Interesse der Gesellschaft sein, dass Musliminnen und Muslime ein selbstbestimmtes Leben führen können, indem sie unter Wahrung ihrer islamischen Identität eine adäquate Erwerbsarbeit finden und nicht von der öffentlichen Hand finanziert am Rande der Gesellschaft ausharren müssen.
Korrigenda
Der Islamische Zentralrat ist erstaunt über die Feststellung (Kap. 3.4), er würde «salafistische Werte» wie jene der «Geschlechtertrennung» oder der «Verschleierung» verfechten. Sowohl bei der Geschlechtertrennung wie auch beim islamischen Hijab handelt es sich um unstrittige islamische Normen und keinesfalls um «salafistische Werte».
Der Islamische Zentralrat Schweiz (IZRS) wurde 2009, kurz vor der Abstimmung über das Minarett-Verbot, in Bern gegründet. Heute zählt er 2700 Passivmitglieder, 45 Aktive und 13 angeschlossene islamische Organisationen. Er ist Mitglied in der EML (European Muslims League, Genua) sowie der MSA (Muslim Scholars Association, Kuwait). Der IZRS versteht sich in Abgrenzung zu traditionellen Dachverbänden als dynamische Basisorganisation, die den Musliminnen und Muslimen in der Schweiz eine Stimme in der Öffentlichkeit verschafft. Die Zuordnung zu einer bestimmten Strömung oder Ideologie lehnt er entschieden ab. Der Geschäftssitz befindet sich in Bern.