Nicolas Blancho, Präsident des Islamischen Zentralrates
Nicolas Blancho, Präsident des IZRS
Der Islamische Zentralrat kurz erklärt. Worum geht es dem IZRS, was sind seine Ziele und wie engagiert er sich als Bindeglied zwischen islamischer Gemeinschaft und Gesamtgesellschaft?

Liebe Besucherinnen und Besucher

Der Islamische Zentralrat Schweiz (IZRS) ist juristisch betrachtet ein eingetragener Verein mit Sitz in Bern. Gegründet wurde er an der konstituierenden Versammlung vom 6. Dhu l-Qada 1430 / 25.10.2009. Dieser Versammlung ging nebst zahlreichen Sitzungen und Einzelabsprachen eine weitere voran. An beiden Versammlungen waren je um die zwanzig Personen aus verschiedenen Regionen der Schweiz anwesend. Unter den Anwesenden herrschte einhelliger Konsens darüber, dass die Zeit überreif war, den Aufbau einer handlungsfähigen islamischen Basisorganisation mit nationaler Ausrichtung in die Wege zu leiten.

Die zunehmend ausufernde Islamdebatte im Vorfeld der Minarett-Abstimmung bekräftigte den Verdacht, wonach in unserer Gesellschaft ein akutes Informationsdefizit in Sachen Islam und islamischer Normativität herrscht. Heute, im Nachgang an das ernüchternde Abstimmungsresultat, können wir mit einiger Sicherheit sagen, dass es den Initianten gelungen war, altgediente Stereotypen mit neueren, der Wahrheit teils erheblich abträglichen Aussagen, zu vermengen.

Dialog mit der ganzen Gesellschaft

Allem Anschein nach hatten es traditional-ethnisch ausgerichtete islamische Verbände in der Vergangenheit verpasst, der Öffentlichkeit aktiv ein realistisches und ehrliches Bild unserer islamischen Lebensordnung zu präsentieren. Es reicht eben nicht, sich auf die Ebene des interreligiösen Dialogs zwischen Vertretern christlicher und muslimischer Gemeinschaften zu beschränken, wobei die gewonnenen Erkenntnisse nur allzu selten den Weg nach unten zu den durchschnittlichen Kirch- bzw. Moscheebesuchern findet. Ausserdem werden viele muslimische Funktionäre weiterhin von der Vorstellung beherrscht, dass Interaktionen mit der Schweizer Gesellschaft in den Kategorien des Religiösen zu bewältigen seien. Dabei vergessen sie, dass sich weder unser moderner Bundesstaat, noch die Mehrheit der Gesellschaft religiös definieren. So gaben bei der Volkszählung 2000 bereits 11, 1% an, konfessionslos zu sein. 2012 vermeldete das Bundesamt für Statistik eine Verdoppelung der Konfessionslosen auf 20.1%. Viele weitere Indikatoren deuten darauf hin, dass wir es durchaus nicht mit einer normativ-christlichen Mehrheitsgesellschaft zu tun haben. Kenntnis des Andern schafft Vertrauen oder zumindest eine gewisse Sicherheit im Umgang. Auf der anderen Seite schürt Unkenntnis Berührungsängste und fördert das Gefühl der Unberechenbarkeit. Diese Lücke gilt es durch breiter angelegte Öffentlichkeitsarbeit zu schliessen. Dabei tritt der Rat bewusst selbstsicher auf. Gleichmacherei und Assimilation lehnt er genauso ab wie gesellschaftliche Desintegration oder Isolation. Er ist bestrebt ein ehrliches Bild des Islams und seiner lebensweltlichen Realität im mitteleuropäischen Kontext zu vermitteln.

Organisatorisches

Der Verein setzt sich gemäss Beschluss der letzten ordentlichen GV vom 9. Safar, 1434 / 22.12.2012 aus 43 Aktivmitgliedern zusammen, wovon sieben den Vorstand bilden. Neben dem Präsidenten gibt es derzeit sieben Departemente, die jeweils von einem Vorstandsmitglied geleitet werden. Die Bereichsleiter koordinieren die Aufgaben ihrer Departemente, indem sie Kommissionen gründen, denen die Realisierung der einzelnen Projekte obliegt. Daneben befindet sich die Mehrheit unserer individuellen Mitglieder im Passivstatus. Am 31.12.2012 waren es deren 2567 mit anhaltend steigender Tendenz. Passivmitglieder unterstützen den Verein durch ihre Beiträge und Spenden finanziell und ideell. Daneben vertritt der Islamische Zentralrat seit April 2010 auch zunehmend kantonale Dachverbände und Moscheevereine – aktuell deren 13.

Der Islamische Zentralrat Schweiz (IZRS) ist seit Ende 2012 gerechnet an seiner Mitgliederzahl und der Häufigkeit seiner Aktivitäten zur grössten islamischen Organisation der Schweiz geworden. Er versteht sich explizit nicht als weiteren Dachverband oder Vertreter einer spezifischen Gemeinschaft. Vielmehr versteht er sich als Repräsentant für islamische Angelegenheiten in der und mit Bezug zur Schweiz.

Bern, 14. Rabi‘ al Awwal, 1434 / 27.01.2013

Der Präsident
Nicolas Blancho

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